Eine regelmäßige und dem jeweiligen Gebiss-Status des Pferdes angepasste Zahnkontrolle und -korrektur zeichnet nicht nur einen guten Pferdezahnarzt aus, sondern ist auch das Beste, was ein Pferdehalter vorbeugend gegen Zahnprobleme tun kann.Eine gründliche Maulhöhlenuntersuchung und Zahnbehandlung dauert im Schnitt eine bis eineinhalb Stunden, je nach Pferd und Fall. Ein gründlich arbeitender Zahnarzt braucht Zeit. Daneben benötigt er eine trockene und ebene Fläche, auf der er und das Pferd stehen können, ohne auszurutschen. Strom für die elektrisch betriebenen Instrumente und (warmes) Wasser zum Ausspülen der Maulhöhle und Reinigen der Instrumente sollte zur Verfügung stehen. Um die Maulhöhle unter Sicht beurteilen zu können, hat ein Zahnarzt entweder einen Kopfständer dabei, auf dem der Kopf des sedierten Pferdes abgelegt wird, oder er benutzt ein so genanntes Zahnhalfter, dass mit einem Seil über einen Balken gehängt wird und in dem dann der Pferdekopf liegt. In der Regel sollten die Pferde für eine Untersuchung der Maulhöhle (und für die Behandlung) sediert werden, und das aus mehreren Gründen: unter Beruhigungsmittel tolerieren die Pferde die „Zwangsmaßnahme Maulgatter“ deutlich besser, abgesehen davon ist der Stress für die Pferde durch diese ungewohnte Maßnahme und das Geräusch und die Vibrationen der Raspeln um ein Vielfaches geringer. Und: derjenige, der den Kopf fixiert und am Kopf arbeitet, ist dort wesentlich sicherer. Am Anfang der Zahnbehandlung fragt der Zahnarzt nach allgemeinen gesundheitlichen Problemen des Pferdes und vor allem nach Auffälligkeiten beim Fressen oder Reiten. Fällt dem Pferd Kraftfutter aus dem Maul? Lässt es Futter im Trog? Kaut es Heuwickel? Verwirft es sich beim Reiten? Nimmt es das Trensengebiss gut an? Ist das Pferd sediert, werden die Kaumuskulatur und die Kieferbewegung zunächst bei geschlossenem Maul kontrolliert. Der Zahnarzt achtet auf symmetrisch ausgebildete Muskulatur und andere auffällige Veränderungen am Kopf des Pferdes sowie auf die Gleichmäßigkeit der Kieferbewegung. Anschließend wird das Maul des Pferdes gründlich mit (warmem) Wasser ausgespült, damit nicht Futterreste den Blick auf die Zähne verdecken. Mit Hilfe eine Maulgatters wird das Maul des Pferdes aufgesperrt, um einen vollen Einblick in die Maulhöhle des Pferdes zu erlangen. Abzuraten ist von der Benutzung so genannter Maulkeile, die nur auf einer Seite zwischen die Backenzähne geschoben werden. Beißt das Pferd heftig darauf, kann es zu Frakturen der Backenzähne kommen. Die Benutzung eines Maulgatters ist nötig, um wirklich alle Zähne des Pferdes beurteilen zu können, denn die Backenzahnreihen des Pferdes reichen bis fast unter das Auge. Ohne ein Maulgatter kann man bestenfalls die Schneidezähne und die vorderen Backenzähne beurteilen. Eine vollständige Begutachtung der Zahnsituation und eine angemessene Korrektur der Zähne sind ohne Maulgatter nicht möglich. Mit Hilfe einer Lichtquelle, zum Beispiel einer Kopflampe, wird die gesamte Maulhöhle untersucht: gibt es Schleimhautverletzungen? Steht ein Zahn schief? Hat sich irgendwo Futter zwischen die Zähne gesetzt? Wie sieht das Gebiss insgesamt aus? Gibt es kariöse oder parodontale Veränderungen? Eine Begutachtung der Zähne mit Hilfe eines Zahnspiegels oder einer Zahnkamera und einer Zahnsonde sowie das Abfühlen der Zahnreihen mit den Händen (Erfühlen von Zahnfrakturen oder locker sitzenden Zähnen) schließen die Untersuchung ab. Die Korrekturen der Zähne erfolgen entweder mit einer elektrischen Zahnraspel (die mehrere verschiedene Aufsätze für unterschiedliche Arbeiten an den verschiedenen Zähnen haben sollte) oder mit Hilfe von Handraspeln (von unterschiedlicher Größe und Struktur). Oft ist auch eine Kombination aus beidem sinnvoll, denn eine elektrische Raspel arbeitet relativ schnell (kürzere Belastung für das Pferd), mit den Handraspeln lassen sich aber oft noch feine Spitzen entfernen und die hinteren Backenzähne vollständig abrunden. Bei der Korrektur der Backenzähne ist es nicht nur wichtig, die Zahnspitzen an den Seiten der Zähne zu entfernen, sondern auch Zahnhaken zu entfernen oder verlängerte Zähne auf das Niveau der anderen Zähne zu bringen, damit der Kiefer gleichmäßig in alle Richtungen bewegen kann. Manchmal sind dazu mehrere Sitzungen in kürzeren Abständen nötig. Sind Wolfzähne (Rudimente der ersten Backenzähne) vorhanden, so sollten diese in der Regel gezogen werden. Häufig reizt das Trensengebiss, das an diese Zähne stößt, die Region und führt zu Kopfschlagen oder Verwerfen. Auch die Hengstzähne, die oft sehr lang und/oder scharf sind, so dass sich die Pferde selbst verletzen, sollten auf das Niveau der Schneidezähne gekürzt und abgerundet werden. Eine Kontrolle und Korrektur der Schneidezähne ist immens wichtig, denn nur bei korrekt und gerade aufeinander stehenden Schneidezähnen funktioniert die Okklusion (Schließung) der Backenzähne auch korrekt, was wiederum für eine gleichmäßige Abnutzung der Backenzähne entscheidend ist. Ein vorhandener Über- oder Unterbiss muss dabei berücksichtigt werden. Sind alle Schleifmaßnahmen abgeschlossen, werden noch einmal nach Ausspülen des Maules (zum Entfernen des durch das Schleifen entstehenden Zahnstaubes) die Zahnreihen abgefühlt und die Beweglichkeit des Kiefers überprüft.